unsere "Bonsai" Coon
Anuschka vom Wasserturm
Wochenlang stand die Anzeige nun schon in einer
dieser Wurfzeitungen: "BKH und
Maine Coon suchen wegen Allergie ein neues Zuhause". Da ich damals noch
aktiv tierschützerisch tätig war rief ich eines Tages die angegebene
Telefonnummer an, um zu fragen, ob die Tierhilfe sie unterstützen sollte.
Die junge Frau erzählte, dass der
Chinchilla-farbene BKH-Kater noch am ersten Tag nach Erscheinen des Inserates
nette neue Besitzer gefunden hatte, doch keiner interessiere sich für die Maine
Coon. Sie bat mich das Mädchen doch mal anzusehen und es vielleicht in Obhut zu
nehmen, da ihre Allergie immer schlimmer würde. Eigentlich wollte ich zum
damaligen Zeitpunkt gerade keine Gastkatze aufnehmen, doch die Frau bat mich
immer verzweifelter, mir doch wenigstens einen Eindruck zu verschaffen. Also fuhr
ich abends zu ihr.
Eine schniefende Katzenbesitzerin öffnete die Tür
und eine kleine Mieze begrüßte mich sofort sehr neugierig. Die Frau erzählte
mir wie sehr sie sich immer Katzen gewünscht habe und wie dieser Wunsch dann
durch den Umzug in eine eigene Wohnung in Erfüllung ging. Doch schon nach
wenigen Wochen machten sich die ersten Anzeichen einer Empfindsamkeit
bemerkbar. Zuerst dachte sie noch an eine hartnäckige Erkältung, doch der
später konsultierte Arzt bestätigte leider den Verdacht auf Allergie.
Die Zeit verging bei unserem Gespräch wie im Flug
und als Hunger einsetzte, bestellten wir uns Pizza. Als wir mit dem Essen
anfingen, versuchte Anuschka immer wieder Thunfischstücke zu stibitzen. Dies
gab den Ausschlag für meine Entscheidung - Anuschka hatte ein neues Frauchen.
Unsere beiden Kastraten Alfi und Amadeus nahmen
ihre Anwesenheit wohlwollend zur Kenntnis und buhlten fortan um ihre Gunst. Als
sie das erste Mal rollig wurde, versuchte sich Amadeus sogar als Liebhaber.
Aber erst einmal oben, wusste er nicht mehr weiter. ;-))
Ich habe sie kurz danach kastrieren lassen und es
war gut, dass ich bei der Operation anwesend war. Denn der Tierarzt hatte eine
Narkose für eine normal große Katze aufgezogen und Schnuffi wog damals nur
knapp zwei Kilogramm. Wahrscheinlich wäre sie nicht wieder aufgewacht. Aber besondere
Persönlichkeiten haben Schutzengel.
Sie kam im Alter von knapp einem Jahr zu uns und
war bis Mitte ihres 12. Lebensjahres immer gesund und munter wie ein kleines
Kätzchen. Was sie im Endeffekt auch heute noch ist, denn niemand hat ihr je
gesagt, dass Maine Coon größer sind als Norwegische Waldkatzen. ;-))
Begonnen hat alles am 09. November 2002, doch für
Anuschka muss schon alles viel früher angefangen haben. An diesem Tag habe ich
mal wieder alle unsere Miezen gewogen und Anuschka hatte nur noch ein Gewicht
von 2680g, eine Woche vorher beim Wiegen für das jährliche Entwurmen wog sie noch
3150g. Sie machte eigentlich einen munteren Eindruck nur ab und an schlug sie
sich mit der Pfote auf die rechte Backe, als ob dort etwas zwischen den Zähnen
lästig wäre. Als ich es mir ansah, konnte ich nichts finden, also vereinbarte
ich einen Termin bei meinem Tierarzt für Montag.
Er hörte sich meine Vermutung zu den defekten
Zähnen an und untersuchte den Mundraum, aber er sah wohl auch nichts, also
wurde Anuschka Blut abgenommen, da seiner Meinung nach, bei sooooo alten Katzen
(12 Jahre) meistens die Nieren die Ursache für plötzlichen Gewichtsverlust
sind. Das Ergebnis gab ihm scheinbar recht, denn der Wert für Creatinin lag bei
>10,0, Glucose bei 202 und der Wert für Urea war größer als 300. Sein
Laborgerät konnte ihn nicht mehr messen. Er sagte mir, dass Anuschka laut den
Werten eigentlich klinisch tot wäre und sie eine außergewöhnlich starke Katze
sei. Er verabreichte ihr Antibiotika und eine Aufbauspritze, außerdem gab er
mir homöopathische Ampullen (Renes/Viscum Comp. von Plantavet) mit, von denen
ich ihr jeden Tag morgens und abends eine spritzen sollte.
Beim nächsten Termin zwei Tage später hat unser
Tierarzt zuerst nichts an Anuschkas Zähnen gesehen, dann ein winziges Loch,
aber angeblich unbedenklich. Er gab meiner Maus eine angeblich geringe Narkose
und versuchte den Zahn zu ziehen. Es gelang nicht und sie war über Stunden vollkommen
weggetreten. Es ging ihr nun von Tag zu Tag schlechter. Zwischenzeitlich hatte
ich von einem neuen Mittel gelesen, dass das Abwehrsystem des Körpers schnell
wirksam aufbaut. Deshalb habe ich ihr spontan Interferon Omega (gab es nur bei
einer Tierärztin, die einen schlechten Ruf hat und Anuschka nur widerwillig
damit behandelte und dauernd versuchte, andere nicht besprochene Sachen zu
machen) verordnet, über 5 Tage (Mo, Mi, Fr.) eine Spritze zu je 2,5 Millionen
Einheiten je Kilogramm Körpergewicht.
Zwischenzeitlich verweigerte sie ihr Fressen und
auch das Trinken, ich habe sie stündlich mit Wasser in einer Spritze ohne Nadel
versorgt, auch in der Nacht. Als ich mir Gedanken darüber machte, ob ich ihr
noch half oder sie schon quälte, empfahl mir eine Freundin eine Tierflüsterin. Wenn
man schon alles verloren glaubt, greift man auch zu den ungewöhnlichsten
Strohhalmen. Frau Andrea Frankrone
(http://www.tierfluesterer.de)
ließ sich von Anuschka ein aktuelles Bild mailen und vereinbarte einen
Telefontermin mit uns. Als sie bei dem ersten Gespräch Kontakt zu Schnuffi
aufnahm, bekam diese große Pupillen und wurde ganz starr. Anuschka übermittelte
sie wolle weiterleben, nur wolle sie die Braunüle aus dem Bein und keine
weiteren Infusionen. Eigentlich ein Todesurteil für eine schwer nierenkranke
und ausgetrocknete Katze. Außerdem wünschte sie sich rohe Geflügelfilets zum Essen.
Mittlerweile kenne ich Aussagen von Veterinären aus
dem In- und Ausland, die sagen: die Tiere sollen fressen, worauf diese Appetit
haben, denn es ist besser etwas zu sich zu nehmen, als während der Behandlung
zu verhungern. Außerdem lösen sich beim Nichtessen Mineralstoffe und Vitamine
aus dem Körper und schwächen so weiter das Immunsystem.
Im Zuge der Behandlung mit Interferon Omega kippte
sie mir zweimal mit absolutem Kreislaufversagen vor die Füße und ich gab ihr
jedes Mal eine ganze Tablette Carduus Marianus D1. Beim zweiten Mal dachte ich
sogar sie wäre tot und habe die Tierärztin angerufen und wollte den Termin absagen.
Im Laufe des Gespräches bewegte sie sich plötzlich wieder.
Montags war sie dann zu meinem Tierzahnarzt in
Krefeld zur weiteren Behandlung. Die Narkose war per Tubus, die Operation hatte
eine Dauer von über zwei Stunden. Das Ergebnis: alle hinteren Zähne
untereitert, sowohl oben, wie auch unten, links und rechts. Er verordnete verschiedene
Antibiotika und Mittel gegen Unwohlsein (MCP-ratiopharm® Tropfen), sowie
verschiedene Homöopathika, aber es trat keine wirkliche Verbesserung ein. Und
durch die Tropfen war ihr noch viel mehr übel. Sowohl mein Haus-Tierarzt als
auch der für die Zähne gaben ihr keine weitere Chance zum überleben.
Ich brach die Behandlung ab und verabreichte ihr
eigenmächtig Synulox zweimal täglich eine Tablette (Dauer 30 Tage, 12 Stunden
Abstand) und zusätzlich eine Ampulle Renes Viscum comp. (am Anfang zweimal
täglich, nun einmal die Woche). Noch am ersten Tag der neuen Therapie fing sie wieder
an etwas von sich aus zu fressen. Wir haben sie nun seit drei Jahren
hoffentlich stabil und von 2,2 kg auf niemals vorher erreichte 3,8 kg. Sie hat
zwar nur noch Schrumpfnieren, aber sie fühlt sich eindeutig wohl.
Anuschka ist bis heute unser Sonnenschein. Wenn man bei uns lautes Rufen hört, apportiert sie wieder ihre Klingelmaus und wir wissen:
Es geht ihr gut!!!